Zu aller Verwunderung war doch tatsächlich Anfang April in Oschersleben unser Saisonauftakt. Das konnte nur kalt werden und wie kalt das war. Den Fahrern und den Autos, allen war das viel zu kalt und das größte Problem waren natürlich die Reifen. Die Regenreifen auf trockener Strecke runter fahren oder mit viel zu kalten Slicks versuchen, irgendwie ein wenig Temperatur rein zu bringen. Alles beides war keine gute Variante, aber viel mehr Möglichkeiten gab es eigentlich nicht.
Der Spruch des Tages kam dieses Mal von Nils-Holger Wilms. als er gefragt wurde welchen Luftdruck er heute fährt.
Antwort: So wie das letzte Mal !!!
Der Zeitplan für die HAIGO war nicht sehr HAIGO–freundlich gewählt, weil wir schon am Freitag beide Trainings absolvieren mussten und dann zwei Tage mehr oder weniger „Langeweile“ hatten. Aber etwas Gutes hatte es doch, denn die „Neuen„ konnten sich langsam an den Ablauf einer solchen internationalen Veranstaltung gewöhnen. Das es dann in der Folgezeit richtig drunter und drüber gehen sollte, dass konnte ja niemand ahnen.
Beide Trainings verliefen eigentlich ohne Probleme, nur im Qualifying der TW gab es eine Überraschung. Altmeister Dieter Hoffmann stellte seinen Samara zur Überraschung auf die Pole, für das erste Rennen. Ganz zum Erstaunen von Jens Herkommer, der plötzlich Gegenwind bekommen hatte, den unser alter „Neuling„ Kai-Uwe Rossner ist wieder an Bord und meldete hinter Dieter Hoffmann auch schon seine Ambitionen auf das Podest an. Vizemeister Nico Unbehaun und Pokalsieger Peter Gröning lauerten auf vier und fünf ganz ruhig und abgeklärt auf ihre Chance. Die Wetterkapriolen machten ja das ganze Wochenende keine Pause und so war immer alles möglich.
Wir hatten doch „nur“ 21 Tourenwagen am Start und das war schon enttäuschend für mich, weil eigentlich 27 Nennungen eingegangen waren. Private und gesundheitliche Probleme gehen nun einmal vor und so kann ich nur hoffen, dass wir zu unserem „Big Event“ am Lausitzring im Rahmen der DTM vollzählig am Start stehen. Wie schon oben erwähnt, sind die gleichen Probleme bei unserer Formel eingetreten. Es waren für Oschersleben nur 11 Nennungen eingegangen und am Start standen nur ganze 9 Formel–Fahrzeuge. Ganz böse hatte es Christian Stoppel erwischt, er hatte die Reise von Hoyerswerda nach Oschersleben absolviert und seinen Platz im Fahrerlager schon aufgebaut, als die telefonische Anweisung vom Gesundheitsamt kam – sofortige Heimreise antreten – Tochter hat Corona aus dem Kindergarten mitgebracht – sofort in Quarantäne! Jörg Koitsch meldete gesundheitliche Probleme und die restlichen Sieben haben sich aus ähnlichen Gründen abgemeldet.
So kam es dann, dass zum ersten Mal in unserer Geschichte, nur neun Formel zum Start gerufen wurden. Sehr interessant dabei war, dass es trotzdem kein langweiliges Rennen war. Denn schon durch ihr hervorragendes Qualifying, sorgte Jeanette Siegert im Fahrerlager für Aufsehen. Unsere einzige Dame machte dann im Rennen alles richtig und folgte dem Dauersieger Wilms am Anfang ohne Probleme rundenlang auf Sichtkontakt. Dahinter lauerten Jacky Thalmann, Heiko Werner und Martin Kuntze auf nur eine einzige Gelegenheit, um dann vor zu stoßen. Hans–Jürgen Vogel konnte dieses Mal gut mit halten. Jacky Thalmann, der ja immer für eine Überraschung gut ist, hatte sich bei der Reifenwahl verpokert und war mit Regenreifen gestartet. Hätte es, was durchaus möglich gewesen wäre, wieder angefangen zu Regnen, dann hätte er das Ding gewinnen können. Leider blieb es aber aus seiner Sicht trocken und so musste er sich kampflos ergeben, denn Thomas Hoffman kam vom letzten Startplatz mit Meilenstiefeln durchs Feld bis auf Platz zwei vor.
So kamen sie dann nach 13 Runden über die Linie :
Wilms – Hoffmann – Siegert – Thalmann – Werner – Kuntze – Vogel – Bokiej – Böttcher
Wie es mit der Formel weiter gehen wird, dass wird die Zukunft zeigen, denn bis vor zwei Jahren haben unsere Formelfahrer die Tourenwagen finanziell unterstützt und nun ist es eben mal anders herum. Die nächsten Rennen werden es zeigen, denn jetzt schon voreilige Entscheidungen zu treffen, ist eigentlich nicht meinen Sache.
Unsere Tourenwagen machen allen Beteiligten im Moment große Freude. Bis auf ganz wenige Ausnahmen ist auch das Verständnis und der Zusammenhalt unter der Fahrern gut. Dazu kommt, das sie wirklich guten Tourenwagensport bieten und selbst die relativ wenigen Zuschauer, waren voll des Lobes. Die Fahrer genießen den Kontakt mit den Fans im Fahrerlager und das ist auch gut so.
Zum Qualifying starteten leider nur 21 Autos, weil wieder fünf Fahrer aus persönlichen Gründen abgesagt hatten. Ganz so eng wie es voriges Jahr zu ging, war war es dieses Jahr nicht, weil das Wetter in Oschersleben nicht geeignet war, um Rennen zu fahren. Die Reifen–Lotterie ging allen auf die Nerven, weil alle vorher getroffenen Entscheidungen einfach ins Wasser vielen. So war es auch nicht verwunderlich, dass Dieter Hoffmann seinen Samara–Frontriebler auf die Pole stellen konnte. Dann aber folgten schon zwei Hecktriebler mit Jens Herkommer und Kai Rossner, bis dann Nico Unbehaun den nächsten Samara in die zweite Reihe stellen konnte.
Allgemein ist bekannt, dass Oschersleben eine Strecke für die Fronttriebler ist, aber schon beim Start zum ersten Rennen, stellte das alles der Skoda 130 RS mit Jens Herkommer in Frage. Aber Dieter Hoffmann gab nicht nach und in Runde fünf fuhr Dieter sogar die schnellste Rennrunde. Am Ende trennten die Beiden an der Spitze nur ganze 0,728 Sekunden und das will bei dem Wetter schon was heißen. Alles was dann danach über die Linie kam, war eigentlich ohne große Positionskämpfe von den Fahrern mehr oder weniger „verwaltet“ weil sie alle ihre Autos nicht schon zu Saisonbeginn deformieren wollten. Nur der „Neue“ Uwe Seidel aus Schleiz und Florian Zosky aus Werder konnten sich in der Hotelkurve nicht einigen und am Ende hatten beide eine kaputte Beifahrertür zu beklagen. Der zweite „Neue“ war Elvis Stamm aus Meißen und er konnte seinen Lada 2101 auf einen feinen zehnten Platz stellen, gut gemacht Elvis. Trotzdem war das ganze Rennen irgendwie zerrissen, denn durch den Ölverlust am Getriebe des Skoda 130 RS von Andreas Leue, musste die Rennleitung das Safety Car einsetzen, um Schlimmeres zu verhindern. Das der Rennleiter das Safety Car dann noch bis Rennende auf der Strecke fahren ließ, hatten unsere Fahrer provoziert, denn die Abstände zwischen den Autos waren unendlich weit und sollten lediglich max. drei Wagenlängen sein. Aber am Saisonanfang gilt eben noch „Welpenschutz„ und so kamen keine Strafen zur Anwendung.
Sonntag, der 10. April 2022 und es sollte noch schlimmer kommen.
Der einzige Lichtblick an der ganzen Vorstellung des Rennens der Formel – war Jeanette Siegert. Alle im Fahrerlager wünschten ihr am Sonntag noch mal einen Platz auf dem Podium. Aber nach einem guten Start war sie dem Druck von hinten nicht gewachsen und drehte sich von der Strecke. Zum Glück ohne Folgen, den am Ende reichte es noch zu Platz sieben. Thomas Hoffmann war der Hecht im Karpfenteich, gab aber den Angriff auf die Spitze mit Wilms ein paar Runden vor Schluss auf, weil die Punkte in der Meisterschaft ganz sicher wichtiger sind und wir ja noch zehn Rennen vor uns haben. Da muss man beim ersten Rennen das Auto nicht unbedingt wegwerfen. Spaß (!) hatten Heiko Werner und Martin Kuntze, wobei Werner am Ende der lachende Dritte wurde. Zu allem Gaudi auf drei Regenreifen und vorn rechts auf Slick, was eigentlich gar nicht gehen kann. Aber Jacky Thalmann und Dawid Bokiej kamen trotz aller Versuche an der „Mischung“ von Werner nicht vorbei. Am Ende war es eben ein Rennen zum Vergessen, denn zu der Jahreszeit sollte man eigentlich noch keine Autorennen fahren. Denn zu Erstaunen der Rennleitung verließ Wilms von allen gefolgt die Aufstellung im Vorstart, um im Fahrerlager von Slick auf Regenräder zu wechseln. Das sorgte in der Rennleitung für gehörig Aufregung, die sich aber schnell legte, weil ich erklären konnte, dass dadurch viel Zeit gespart wurde. Wenn alle Fahrer in der Boxengasse versucht hätten Räder zu wechseln, hätte die Monteure alles Equipment dort hin schleppen müssen und das hätte viel länger gedauert. Die Nervosität wurde dann beim Start der Tourenwagen noch gesteigert.
Der Start der Tourenwagen war auf 15.15 h vorgesehen, wurde aber um fast eine Stunde nach hinten verschoben, weil ein Leitplankenschaden aus einem der anderen Rennen behoben werde musste. Aber dann passierte etwas, was es in der Geschichte der HAIGO bisher noch nicht gegeben hat. Der verantwortliche Funktionär für die Startaufstellung verwechselte seine Aufzeichnungen und stellte das Feld der HAIGO – Tourenwagen nicht nach der Platzierung aus dem Rennen eins auf, sondern erwischte den Zettel vom Qualifying. Damit standen alle auf einer falschen Position. Aber der Countdown zum Start begann und alle waren machtlos dagegen. Wenn so was passiert und ich hätte vor dem Start Einspruch erhoben, dann hätte der Rennleiter das Feld auf eine erneute Einführungsrunde geschickt, die Autos wären dann auf ihre richtige Position eingeteilt worden und die dazu benötigte Zeit, wäre von der Gesamtfahrzeit abgezogen worden. Also stand nur zur Wahl – Pest oder Cholera – und am Ende war alles sowieso nur noch Makulatur, weil in der vierten Runde der Motor von Kai-Uwe Rossner in einer wunderschönen Rauchwolke Abschied vom Rennen nahm und das Safety Car eingesetzt werden musste. Kai hatte aber bei der Fahrerbesprechung wieder mal nicht richtig aufgepasst und lenkte sein Auto von der Strecke in die Zufahrt zur Boxengasse um dann glücklich bei seiner Mannschaft zu parken. Das Ergebnis war, dass der Rennleiter das Rennen mit „ROT“ beendete. Weil nur Schlittschuhlaufen schöner gewesen wäre, aber Rennen fahren war nicht mehr möglich.
So kamen dann über die die Linie:
→ Herkommer, Hoffmann, Gröning, Leue, Roth, Zosky, Landwehr, Haupt, Steinmann, Stamm, Borstel, Pchayek, Brenner.
Alle anderen wurden nicht gewertet.
Zu Erwähnen wäre ja auf jeden Fall der erste Auftritt unserer Neuen. Wobei sich Elvis Stamm von seiner besten Seite zeigte, denn mit zweimal Platz 10 von 21 gestarteten Autos, ist das schon sehr gut. Richard Borstel hatte im ersten Rennen leider keine Platzierung, konnte aber im zweiten Rennen mit Platz elf zeigen, dass er es auch kann. Schade nur das Uwe Seidel schon im ersten Rennen durch Unfall ausscheiden musste, denn er war bis dahin gut unterwegs.
Nun steht der Auftritt im Rahmen der DTM an und ich bin überzeugt, dass der HAIGO-Auftritt wieder so gelingen möge, wie wir ihn 2019 hinbekommen haben.
Bis bald,
Stromhardt Kraft