Poznań – wir waren alle erschrocken

Der Schreck war für uns alle unvorstellbar und die Vermutungen über die nächsten Aktionen waren schon bald nicht mehr anzuhören. Was war passiert, die HAIGO-Truppe bezog ihr nun schon seit Jahren angestammtes Fahrerlager und als alles an Ort und Stelle untergebracht war und jeder sein Equipment aufgebaut hatte, sollte es dann mal so langsam los gehen.
Aber dann kamen schon die ersten Meldungen über Dinge die wir eigentlich schon lange vergessen haben. Die Luftventile aus den Fahrerlager-Fahrrädern waren raus geschraubt und nicht mehr auffindbar, von Zugfahrzeugen fehlten die KFZ-Kennzeichen und zu guter Letzt wurde Uta, die gute Seele vom Gröning-Team, in der Nacht in der Damentoilette eingesperrt.
Der Rennleiter sah sich außer Stande diese Dinge abzustellen, wollte aber auch nicht die polnische Polizei rufen. Plötzlich sprach in der Rennleitung niemand mehr deutsch oder englisch und ich musste mir vom Team Wojchiechowski Hilfe holen.
Am Ende kam raus, dass es sich um einen dummen Jungenstreich der Fans vom BMW – Cup gehandelt hätte.
Es wurde eine außerordentliche Fahrerbesprechung der BMW – Fahrer einberufen und mir wurde versichert, das sich solche Dinge nicht mehr wiederholen werden. Am Ende dieser Besprechung wurde mir ein dickes Lob für mein korrektes Verhalten ausgesprochen und die BMW-Fahrer möchten gerne auch 2017 wieder mit der HAIGO zusammen arbeiten. Wie das unsere Fahrer aufnehmen, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle bin ich bereit für den gemeinsamen Motorsport unter Freunden, nicht aber wenn sich solche Dinge wie in Brno und Poznań wiederholen.

Da man nach Brno in der Meisterschaft in keiner Klasse einen klaren Favoriten erkennen konnte, blieb die ganze Sache spannend. Besser gesagt gab es mehrere Anwärter auf die Titel und keiner wollte eine Prognose abgeben.
In den beiden Formelklassen war es genau so eng wie bei den Tourenwagen.
Am Samstag, den 24.09.16 – 15.15 Uhr gingen die Formel zu ihrem vorletzten Meisterschaftslauf auf den einzigen noch existierenden polnischen Rundkurs. Unser langjähriger Gaststarter Jaak Kuul aus Tallinn war endlich wieder mal da und hatte nur Pech. In der letzten Runde ereilte ihn an vierter Stelle an kapitaler Motorschaden. Überhaupt waren an diesen Tag die technischen Ausfälle an der Tagesordnung, denn sechs Autos mussten mit dem “Lumpensammler” in Fahrerlager zurück gebracht werden.

Nur für einen schien an dem Tag die Sonne ganz hell und strahlend. Der kleine Tobias Worm kam von relativ weit hinten, vor auf Platz drei. Wenn auch Toni Koitsch mit seinen stotternden Motor ein wenig mit geholfen hat, war die Freude und die berechtigten Tränen von Papa Volker Worm schon ganz ehrlich. Endlich wieder ein MT 77 auf internationaler Bühne auf dem Treppchen. Das Rennen ans sich war wieder von Taktik geprägt, denn keiner der Spitzenleute konnte sich einen Ausfall leisten. Besonders Wilms, T.Hoffmann, T.Koitsch und Thalmann belauerten sich unaufhörlich. Schwerarbeit für die Helfer an der Boxenmauer, die ihren Fahrern möglichst aktuell auf dem Laufenden halten wollten. Dahinter lauerten ja schon Schwarze, Weber und J.Koitsch nur darauf, dass dort vorn irgendwas passiert, damit sie evtl. noch ein paar Punkte abkassieren konnten.
Aber es passierte nichts und so kamen sie dann alle, mehr oder weniger auf Sichtweite über die Linie.
Nur zwischen Wilms und T.Hoffmann wurde es am Ende noch mal richtig eng. Um das richtig zu verdeutlichen hier die Zeitdifferenz am Zielstrich nach 13 Runden: Wilms mit 21:40.406 und T.Hoffmann mit 21:40.683 !!! Spannender geht es einfach nicht mehr. Dann Worm, T.Koitsch, Thalmann, Schwarze, Weber, J.Koitsch, Maik, Schönfeld und Werner. Dann kamen unsere Easter mit L.Wojchiechowski, Heidicke und Ketzmarick von Platz eins bis drei ins Ziel.

Danach waren unsere TW dran und die standen der Formel in nichts nach. So balgten sich Runde für Runde Weißenborn, R.Berger, Gröning, Förster und am Anfang auch noch Roßner, wie richtige “Rennfahrer” um jeden Meter.
Ganz so eng wie bei der Formel war der Zieleinlauf nicht, weil sich Weißenborn in der letzten Runde irgendwo ein paar Meter absetzten konnte. Aber auch hier ein paar Zahlen, die verdeutlichen, wie eng auch es bei den TW zu geht. Weißenborn fährt seine schnellste Runde in 1:54.929 und Rocco Berger mit 1:54.879 und das beide Male in Runde neun.

Ein wenig traurig war ich aber schon, denn in Runde neun konnten sich Dirk Förster und Rocco Berger über den noch zur Verfügung stehen Asphalt auf der Strecke nicht einig werden. Dann hatten wir den zweiten schweren Karosserieschaden der Saison bei Dirk Förster zu beklagen. Schade für Dirk, denn Rocco kam fast unbeschädigt als Zweiter über die Linie.
So kamen sie über den Strich: Weißenborn, R.Berger, Gröning, F.Berger, Krings, Hahn, und D.Hoffmann. Roßner, Roth und Förster mussten die Segel streichen.

Sonntag, den 25.10.16 – 10.50 Uhr

Start der Formel zum letzten Lauf für 2016 – und wer wird nun Meister?
Der T. Hoffmann knallte eine schnelle Runde nach der anderen hin, aber Wilms ließ sich nicht nervös machen. Er wusste, dass wenn er nicht ausfällt, kann es auch 2016 für ihn reichen. T. Hoffmann fuhr seine schnellste Zeit in Runde zehn und Wilms antwortete in Runde zwölf mit einer ebenso schnellen Zeit auf diese Ansage.
So deutlich sieht man das an den folgenden Rundenzeiten:
T.Hoffmann – 1:38.017
T. Worm – 1:38.622
N.-H. Wims – 1:38.525
J.Koitsch – 1:38.596
Thalmann – 1:40.550
J.Kuul – 1:40.441 (mit Ersatzmotor)
Nur nicht ausfallen, das war hier Trumpf, alles andere wäre ein herber Verlust der Meisterschaft gewesen.
Der vom Samstag – Erfolg verwöhnte Tobias Worm setzte am Sonntag noch eins drauf und kam mit seinem MT 77 als glänzender Zweiter ins Ziel – Glückwunsch. Wilms scheint auch in dieser Saison alles irgendwie richtig gemacht zu haben, denn nach meiner Rechnung müsste er der neue Meister sein. Der Einlauf der ersten zehn war: T.Hoffmann, Worm, Wilms, J.Koitsch, Thalmann, Kuul, Schönfeld, Schwarze und Maik.
Bei der Easter waren es: L.Wojeciechowski, Fontanski, Ketzmarick, Stoppel und Stallbaum.
Als die schwarz/weiß karierte Flagge fiel, war alles gut, wir waren Unfallfrei, alle an Bord und nun nach vorn schauen.

Sonntag, den 25.09.16 – 11.35 Uhr.

Zwischen Qualifying und Rennen standen am Sonntag leider nur gut zwei Stunden Reparaturzeit zur Verfügung.
Der Grund dafür ist relativ einfach erklärt. Durch den EM – Status, der sowohl in Brno als auch in Poznań gefahren wird, entscheidet die FIA zu welchen Zeiten die Hauptläufe gefahren werden. Dadurch bleiben für uns im Rahmenprogramm immer nur die Zeiten übrig, die die FIA frei gibt. In Brno waren es eben leider die zwei letzten Rennen und in Poznań nun eben die zwei ersten Läufe. Wenn man aber auf dieser internationalen Bühne mit machen will, dann muss man sich eben auch an diese Spielregeln halten.
Leider fehlten in der Startaufstellung Dirk Förster und Thomas Roth. Was sich aber dann abspielte war sehenswert.
Ich kann mich hier an dieser Stelle nur immer wiederholen, wenn unsere TW einen halbwegs guten Tag erwischen, dann zaubern die “Brüder” ein Rennen hin, dass es keinen mehr kalt lassen kann. Unsere polnischen Sportfreunde, auch die vom BMW-Cup, waren sprachlos. Nach zwölf Runden hatten die ersten zwei im Ziel eine Differenz von sage und schreibe 0,028 Sekunden.
Nach einem faszinierenden Rennen, huschten sie nach zwölf Runden in dieser Reihenfolge über den Strich: Weißenborn (wegen dem sich der polnische Streckensprecher fast die Zunge gebrochen hätte), dann Rocco Berger, Kai-Uwe Roßner, Dieter Hoffmann, Uwe Hahn und Peter Gröning. Mit etwas Abstand folgen Michael Krings und Fritz Berger.
Aber von der Spitzengruppe hätte an dem Tag wohl jeder die Chance gehabt, dass letzte Rennen des Jahres zu gewinnen.

Stromhardt Kraft

ADAC Historic Cup Ost - HAIGO