Anders kann man die Begrüßung durch die polnischen Sportfreunde, als unsere HAIGO – Mannschaft ins Fahrerlager einreiste, nicht nennen. Man merkte es an allen Ecken und Enden, wir waren herzlich willkommen. Jeden Abend und jeden Morgen erhielt ich die gleiche Frage, ist alles in Ordnung und können wir etwas für euch tun.
Unsere Formel – Truppe hatte sich richtig ins Zeug gelegt und war mit 24 Fahrzeugen erschienen. Dazu kamen die “Neuen und Alten” der polnischen HAIGO, die sich doch nun tatsächlich auf den Weg machen, um mit uns gemeinsam historischen Motorsport zu betreiben. Einige Leser dieses Berichtes werden sich noch an die Namen von Jerzy Masur, Lech Wojciechowski, Leszek Gasiorowski und Jacek Szmidt erinnern. Die sind alle wieder da und haben gleich auch noch ein paar junge “Bleifüsse” mit gebracht, die im nächsten Jahr unbedingt angreifen wollen. Eine bessere Entwicklung kann man sich ja gar nicht wünschen. Als am Sonntag, der Präsident des polnischen Automobilklub, Herr Robert Werle, eingeflogen wurde und ich ihm die Fahrer in der Startaufstellung vorstellen durfte, war schon ein großer Schritt in die richtige Richtung getan.
Schade, dass unsere Tourenwagen mit nur acht (8) Autos den Weg nach Poznań gefunden hatten. Ich hoffe sehr, dass sich diese Situation bald entspannt und wir wieder auf beiden Füßen sicher zum Stehen kommen. Trotzdem will ich den “Tapferen” der “Blechautos” meinen Dank aussprechen, denn ohne Euch ist die HAIGO nur die Hälfte wert.
Nach dem Samstag – Training standen dann zum ersten Rennen der Tourenwagen Rocco Berger und Jens-Uwe Fischer in der ersten Reihe. Dahinter dann Holger Kiwatt und Kai-Uwe Roßner, der dann auch gleich für den ersten Start-Eklat sorgte. Unser “Rossini” war der Meinung, dass wenn der Starter die 5″ Sekunden-Tafel zeigt, dass man noch 5 Minuten Zeit hat und stellte seinen Motor ab. Alle anderen brausten nach dem obligatorischen “ROT – AUS” los und ließen Kai-Uwe einfach stehen. Seine dann gestartete Aufholjagd war zwar sehenswert, aber eben erfolglos. Denn nur der vierte Platz blieb am Ende für ihn und das ist ja bekanntlich der undankbarste aller Plätze. Wenn er geahnt hätte, dass es am nächsten Tag noch schlimmer für ihn kommen sollte, wäre er bestimmt schon vorher nach Hause gefahren. Zur Freude aller Tourenwagen – Fahrer, war endlich auch wieder Norbert Haupt, nach glücklich überstandener Krankheit, am Start. Wir wünschen Norbert alles Gute und für die Saison 2011 viel Erfolg.
Bei der Formel war, wie schon oben erwähnt, die Bude ganz schön voll, aber “Dauerbrenner” Wilms ließ sich davon nicht beindrucken und stellte seinen M 90 wie gewohnt auf die Pole. Dahinter, oder besser gesagt, daneben stand dann schon Falk Schwarze mit dem MTX 1-06 und wollte sich nicht so einfach mit “Silber” begnügen. Dahinter standen Jacky Thalmann und Altmeister Heinz Siegert.
Bei der Formel Easter wurde das Feld ganz eindeutig von Michael Hennig vor Tobias Worm und Frank Jakob angeführt. Schon auf Platz vier folgte aber Lech Wojciechowski und er war damit der schnellste der polnischen Vertretung.
Wenn so ein großes Feld der Formelwagen gestartet wird, dann tritt man ganz automatisch den Rückweg von der Boxenmauer an. Respekt flößt das einen schon ein, wenn die Meute die erste Rechts anbremst und . . . . . . . . nichts passiert. Zum Glück, waren beide Renntage “Unfallfrei” und damit das erwünschte Ziel erreicht. Ich will die ganze Sache ein wenig abkürzen und nur noch feststellen, dass Nils-Holger Wilms dem “Heat” 1 seinen Stempel aufdrückte und einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg landete. Heinz Siegert und Jacky Thalmann kämpften wie die Löwen um Platz drei, weil ihnen Falk Schwarze längst aus dem Blickfeld entschwunden war. Dabei ging es nicht immer “Gentleman like” zu, denn beide hatten vorher einen “Nichtangriffspakt” geschlossen, der aber mit Rennbeginn, scheinbar in Vergessenheit geraten war. Vielleicht war es gut so, dass Jacky dann Probleme mit seinem rechten Vorderrad bekam und Heinz ziehen lassen musste. Besonders hat mich der Auftritt von Fred Stehr, mit dem Formel König beeindruckt. Fred war schon drauf und dran das Auto in die Ecke zu stellen, aber in Poznań war von alledem nichts mehr zu spüren und er fuhr wie im zweiten Frühling, auf Platz fünf.
So wie die Tourenwagen ihren “Pechvogel Rossner” hatten, so gab es auch einen in der Formel Easter und der hieß Michael Hennig. In der letzten Runde spielte Michas Motor verrückt und er rollte in die Boxengasse, nicht ahnend, dass es eben die “Letzte” war und anstatt noch über die Ziellinie zu rollen, der Schwung hätte auf alle Fälle gereicht, parkte er vor dem Zielrichterturm und stieg aus. Aus, ganz einfach aus und damit war er eine Runde zurück und hatte keine Platzierung mehr. Frank Jakob gewann dann vor Sebastian Wilfert und Peter Benz. Nach dem Startunfall von Oschersleben, war auch Lutz Stallbaum wieder mit an Bord und alle freuten sich, dass es Lutz und seinem MTX 1-03 wieder gut geht.
Das Sonntag Training brachte die Startaufstellung zum Rennen zwei und bei den Tourenwagen ließ es sich Kai-Uwe Rossner natürlich nicht nehmen und stellte seinen 2105 auf die Pole. Die Schmach vom Vortag war vergessen und nun sollte gemeinsam mit Rocco Berger, der Sack zugemacht werden. Ein altes Sprichwort sagt aber, das der, der vorher rechnet, zweimal rechnen muss und so war es dann auch. Rocco gewann den Start und Kai donnerte hinterher. Aber auch in Poznań liegt in der Fahrbahn eine Induktionsschleife, die jede Bewegung sofort registriert. So fabrizierten die Beiden je einen sauberen Fehlstart und wurden mit der schwarzen Flagge und ihrer Startnummer aufmerksam gemacht, dass sie in den nächsten drei Runden, eine Drive Through – Strafe anzutreten hatten. Das allerdings störte die Beiden Kampfhähne überhaupt nicht und sie setzten ihr Renntempo unbeirrt fort. Die polnischen Sportkommissare schauten mich betroffen an und ließen aber die ganze Sache laufen. Dann fiel Rocco mit Motorschaden aus und Kai-Uwe Rossner überquerte die Ziellinie als strahlender Sieger, der aber schon lange nicht mehr in den Listen geführt wurde. So gewann verdient Holger Kiwatt und die Freude über Platz zwei durch Robert Berger mit dem Trabant, fand bei den polnischen Zuschauern große Resonanz. Natürlich waren Norbert Haupt und sein Melkus-Spyder glücklich über Platz drei.
Im zweiten Training der Formel – nichts Neues. Wilms vor Schwarze und dieses Mal Silvio Keilig auf Platz drei, vor Heinz Siegert, dem jungen Thomas Hoffmann, Jacky Thalmann und dann schon der polnische Staatsmeister Jerzy Mazur.
Aber alles kam wieder mal ganz anders. Nils-Holger Wilms erwischte die Defekthexe schon am Anfang des Rennens und so übernahm Falk Schwarze das Kommando. Jacky Thalmann hatte in der Mittagspause ein paar PS gefunden, weil er den verdreckten Luftfilter aus dem Vorjahr entfernt hatte und so stürmte Jacky auf Rang zwei. Wunderbar, wie sich die beiden Hoffmänner (Vater und Sohn) in die HAIGO integriert haben und der Dank war Platz drei in Poznań. Silvio Keilig war an dem Tag auch nicht glücklich, erreichte aber immerhin Platz vier und damit wichtige Punkte in der Meisterschaft. Denn Heinz Siegert rollte gegen Mitte des Rennens ebenfalls mit Defekt in der Boxengasse aus. Dann rauschten Jerzy Masur und Jörg Koitsch über die Ziellinie, aber bei beiden klangen die Motoren ziemlich krank. Sie hatten beide Glück, denn wenn das Rennen noch ein paar Runden länger gewesen wäre, dann hätte sie beide der hervorragend fahrende Sebastian Wilfert mit dem Estonia 21 und 1300 ccm eingeholt. Hinter Wilfert balgten sich Tobias Worm und Peter Benz um Platz zwei, die Zuschauer hatten ihre helle Freude an dem Katz und Maus – Spiel der beiden und man konnte sehen, dass es ihnen unheimlich Spaß machte. Das bessere Ende hatte dann Tobias Worm für sich, aber nur ein kleiner Fahrfehler hätte genügt und Peter Benz wäre vorbei gewesen. Auf Platz vier rollte Lutz Stallbaum ins Ziel und er war genau wie ich, sehr zufrieden.
Nach der Siegerehrung der deutschen Fahrer, hatte sich der polnische Redakteur Patryk Mikiziuk noch was ausgedacht. Er hatte alle ehemaligen polnischen Formelfahrer nach Poznań eingeladen, bat diese auf das Siegerpodest, das polnische Sportfernsehen davor und dann wurden alle unsere Fahrer gerufen und es gab ein Gruppenbild, das unsere Silva Franke hoffentlich gut auf die “Platte” bekommen hat. Einen Moment habe ich daran gedacht und gehofft, dass das Ulli Melkus von dort oben sehen kann. Haltet die Ohren steif, denn schon in ein paar Tagen sind wir in Most.
Stromhardt Kraft