30. Mai - 01. Juni - Nürburgring

Datum 30. Mai - 01. Juni 2025
Strecke Nürburgring
Streckenlänge 5.148 m
Anschrift der Strecke Otto-Flimm-Straße
53520 Nürburg
Webseite der Strecke www.nuerburgring.de
RahmenveranstaltungDMV Good Year Racing Days 2025

 

Fotos: Stefan Lorse

Historischer Motorsport auf heiligem Asphalt

Erstellt von ADAC Sachen (Text) | Stefan Lorse (Bilder) | |  

ADAC Historic Cup Ost erstmalig zu Gast auf dem Nürburgring +++ zahlreiche technische Probleme sorgten für Stress im Fahrerlager +++ wechselhafte Wetterbedingungen forderten Fahrer der Formelklassen

Nürburgring. Mit dem zweiten Lauf der Saison betrat der ADAC Historic Cup nicht weniger als heiligen Motorsportboden. Die traditionsreiche Rennserie machte am vergangenen Wochenende im Rahmen der DMV Goodyear Racing Days Station auf dem legendären Nürburgring – einer Strecke, die wie kaum eine andere für packende Duelle, anspruchsvolle Streckenführung und eine einzigartige Atmosphäre steht. Eingebettet in die grüne Kulisse der Eifel und begleitet vom unverwechselbaren Klang historischer Rennmotoren verwandelte sich das Fahrerlager in ein rollendes Museum. Fahrerinnen und Fahrer der Formel Easter, der Formel Mondial sowie der klassischen Tourenwagen ließen echtes Ostalgie-Rennsport-Feeling aufleben.

Trotz bester Wetterbedingungen am Freitag begann der Rennbetrieb für die Tourenwagen nicht optimal. Zuerst verzögerte sich der Start des Trainings um 30 Minuten, da es durch einen schweren Unfall einer vorangegangenen Rennserie zu Bergungsarbeiten auf der Strecke gekommen war. Als die Tourenwagen dann fahren konnten, war das Training für einige Fahrer kurzzeitig schon wieder vorbei. 

Für den Motor des grünen Lada Samara von Uwe Seidel (#13) war der Drehzahlunterschied nach einem Schaltfehler zu groß, was zu einem Motorschaden und einem Dreher des Fahrzeugs führte. Auch für Jens Vogt (#18) war das Training vorzeitig zu Ende. Bei seinem Skoda MB 1300 RS löste sich während des Rennens der Froststopfen im Motor. Dadurch gelang Kühlmittel in den Motor und auf die Strecke, was zu einem Motorschaden und einer nassen Fahrbahn führte. Das zwang andere Teilnehmer wie z. B. Thomas Roth (#71) zum vorzeitigen Trainingsende, da die Strecke schlicht zu glatt geworden war.

Aber auch bei den Formel-Fahrzeugen gab es bereits zu Beginn technische Probleme. Beim Fahrzeug mit der Nummer 30 – dem Ziehsohn von Jens Kaute – gab das Getriebe mit einem kompletten Zahnbruch auf.  Doch mit Hilfe von Hartmut Heidicke konnte ein neues Getriebe eingebaut werden und Philipp Pipping (#30) das Wochenende fortsetzen. 

Nach dem Training wurde die Siegerehrung für die Gleichmäßigkeitswertung vom Sachsenring nachgeholt. Damit war für die Teams der Tag aber noch nicht zu Ende. Jens Vogt (#18) und Team Skoda bauten bis tief in die Nacht an der Reparatur des Motors für den Skoda MB 1300 RS. Es wurden sogar Ersatzteile aus der Heimat geordert, wo Teammitglieder dem helfenden Teileboten auf halber Strecke entgegenkamen, um das Auto noch bis zum Qualifying wieder fit zu bekommen. Mit Etappenschlaf, viel Schweiß und Nerven sprang um 8 Uhr der Motor des blauen Skodas wieder an.

Auch Uwe Seidel (#13) kämpfte bis in die Nacht, um am nächsten Morgen mit dem Einbau eines Ersatzmotors weiter am Renngeschehen teilnehmen zu können. Sein Kampf wurde leider nicht belohnt. Zum Qualifying am Samstag musste er sein Auto am Streckenrand stehen lassen. Ein zunächst vermuteter Getriebeschaden entpuppte sich als defekte Hinterradbremse. 

Auch bei der Formel Mondial schlich sich am Folgetag der Fehlerteufel ein. Beim Qualifying musste Hans-Jürgen Vogel (#94) sein Auto wegen eines gelösten Kabels an der Zündspule stehen lassen und konnte nicht am ersten Rennen teilnehmen. Die Pannenserie setzte sich beim ersten Rennen der Formelautos am Samstag fort. Hartmut Heidicke (#5), der von Position 9 startete, musste nach dem Start zurück ins Fahrerlager geschoben werden. Der Grund war ein gelöster Schaltfinger im Getriebe, was für ihn neben dem Rennabbruch auch noch viel Arbeit mit dem Einbau eines neuen Getriebes und Arbeiten am Motor bedeutete.

Sonst verlief das erste Rennen der Formelautos störungsfrei – bis es kurz vor Schluss zwischen Sophia Hachmeister (#48) und Jürgen Meißner (#89) in der Formel-Easter-Klasse in der Hyundai-N-Kurve zu einer Kollision kam. Das hatte zur Folge: Meißner drehte sich, und sein Melkus-Thaßler MT erlitt einen Felgenschaden, während Hachmeister mit verbogener Vorderachse das Rennen beenden konnte. Als Sieger ging Nils-Holger Wilms (#61) hervor, gefolgt von Tobias Worm (#95) und Jeanette Siegert (#90). Klassensieger der Formel Easter wurde Jens Kaute (#63) vor Dirk Böttcher (#71) und Detelf Schulze (#2). 

Beim ersten Rennen der Tourenwagen auf dem Nürburgring schlug die Deffekthexe erneut zu. Jens Vogt (#18), der von Platz 5 startete, konnte und sich im Verlauf des Rennens auf den dritten Platz vorkämpfte, musste kurz vor Rennende aber sein Auto an der Seitenlinie abstellen. Der Grund war wieder ein gelöster Schlauch, der zum Verlust von Kühlwasser führte. Ein erneuter Motorschaden blieb zum Glück aus.

Auch die Fahrer von Ras-Motorsport-Greiz blieben nicht verschont. Die Ladas von Thomas Roth (#71) und Frank Regel (#69) mussten nach Motorschäden aufgeben. Für beide war das Rennwochenende damit leider vorbei. Jens Herkommer (#61) zog erneut allen davon und konnte sich den Sieg des ersten Rennens sichern. Nico Unbehaun (#9) wurde Zweiter, gefolgt von Dieter Hoffmann (#50).

War der Samstag noch von besten Wetterbedingungen gekrönt, folgte am zweiten Renntag für die Formel Easter und die Formel Mondial das „Wet Race“, da kurz vor Rennbeginn eine starke Regenfront über den Nürburgring zog und die Strecke ordentlich nass machte. Das blieb nicht ohne Folgen.

Kurz nach dem Sonntags-Start drehte sich Sven Steinbach (#83) mit seinem MT 77-2 im RAVENOL-S, was ihm am Ende Platz 12 einbrachte. Der Dreher blieb zum Glück für alle folgenlos, denn die Gischt schränkte die Sicht der Fahrer massiv ein. Auch Jeanette Siegert (#90) drehte sich in der ersten Runde in der Xiaomi-Kurve ins Gras, konnte aber weiterfahren. In Runde zwei drehte sich auch Sophia Hachmeister (#48), ebenfalls im RAVENOL-S, was für sie einen enttäuschenden letzten Platz bedeutete. Währenddessen konnte Nick Koitsch (#25) mit seinem Formel Mondial Estonia 25 am Melkus M90 von Nils-Holger Wilms (#61) in der zweiten Runde vorbeiziehen. Koitsch schien sich im nassen Wetter pudelwohl zu fühlen. Er konnte sich gleich vom Rest des Feldes absetzen. Im letzten Drittel des Rennens hieß es dann „Full Course Yellow“ für die Fahrer. Zunächst dachte man, es lag am wieder zunehmenden Regen, der zur Mitte des Rennens für extrem schwierige Bedingungen sorgte. Der eigentliche Grund war jedoch der Ausfall von Hans-Jürgen Vogel (#94). Dieser hatte Kontakt mit einem seiner Kontrahenten, was ihn von der Strecke, in die Bande und somit aus dem Rennen katapultierte. Mit gebrochener Radhaufhängung auf beiden Seiten und einem lädierten Heckspoiler musste er sein Fahrzeug vom Abschlepper abholen lassen. Es siegte Nick Koitsch (#25) vor Nils-Holger Wilms (#61 und Tobias Worm (#95). In der Klassenwertung der Formel Easter platzierte sich Hartmut Heidicke (#5) vor Jens Kaute (#63) und Dirk Böttcher (#71).

Die Tourenwagen-Piloten hatten bessere Bedingungen. Auf einer angetrockneten Strecke ging das Fahrerfeld ins zweite Rennen. Dabei startete Jens Vogt (#18) aus der Boxengasse. Für ihn endete das Rennen immerhin auf Platz 10.

Zum Start hatte Dieter Hoffmann (#50), der aus Reihe 2 losfuhr, Probleme mit der Schaltung, was ihn direkt auf den letzten Platz zurückwarf. Mit einer fulminanten Aufholjagd konnte Hoffmann sich Runde um Runde bis auf den dritten Platz zurückkämpfen. Jens Herkommer (#61) und Nico Unbehaun (#9) landeten wie im ersten Rennen auf Platz 1 und 2. 

Trotz technischer Rückschläge, plötzlicher Wetterkapriolen und schweißtreibender Nachtschichten zeigte das zweite Rennwochenende des ADAC Historic Cup am Nürburgring einmal mehr, was den historischen Motorsport ausmacht: Herzblut, Teamgeist und die ungebrochene Leidenschaft für klassische Renntechnik.

Die Geschichten im Fahrerlager waren so vielfältig wie die Fahrzeuge auf der Strecke – von heldenhaften Reparatureinsätzen bis zu dramatischen Rennsituationen im Regen. Dass am Ende nicht nur Pokale, sondern auch Respekt, Erfahrung und bleibende Erinnerungen mit nach Hause genommen wurden, zeigt den besonderen Charakter dieser Serie.

Der Blick richtet sich nun auf das nächste Rennwochenende in Oschersleben Anfang August, bei dem die Teams erneut alles geben werden, um ihre Klassiker auf die Strecke zu bringen. 

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